Ziemlich verschrobene Menschen mit großen Nasen, seltsamen Figuren oder schwerfälligen Bewegungen lachen über Hannah Wölfels Kleinplastiken. Den „Geier in Rente“ oder das „Therapierte Schwein“ – sie betrachten sich selbst im Spiegel und fragen dennoch halblaut, „Wo die bloß ihre Ideen hernimmt…?“
Hannah Wölfel bringt ihre Um-Welt in Form, schon überaus deutlich und sarkastisch aber niemals denunzierend. Selbst in ihren bösen Performance-Bildern, wenn sie rote Rosen isst und damit das Klischee ewiger Liebe dekonstruiert, wenn sie, voller Anspielungen auf tristes Hausfrauendasein, tote Fische bügelt oder an ihrem Busen säugt, selbst dann noch ist ihre „Überzeugung von der Grundgüte der Welt“ spürbar, diese „Zumutbarkeit des Wirklichen“ (Sloterdijk), die sie wohl auch ihren Patienten in der Kunsttherapie vermittelt und zugleich abverlangt.
„Überzeugung von der Grundgüte der Welt“
Aber wichtiger als das exakt Handwerkliche, das Hannah Wölfel wie selbstverständlich beherrscht, ist die Empfindungsfähigkeit, die ihren unterschiedlichen Aktivitäten vorausgeht und diese miteinander verbindet, ist ihre Sensibilität für kleine schräge Ereignisse im Alltag und skurrile Menschen in alltäglichen Situationen. Sie liebt diese von ihr so empfundenen Absurditäten, in denen sie – wie die frühen Surrealisten – die Schönheit der zufälligen Begegnung eines Regenschirms und einer Nähmaschine auf dem OP-Tisch wahrnimmt.
Das was vielen Menschen verborgen bleibt oder nicht wichtig erscheint, wird zum Ausgangspunkt ihrer Kunst. In allen ihren künstlerischen Arbeiten und pädagogisch-therapeutischen Tätigkeiten teilt sie uns ihre Wahrnehmungen mit, kommuniziert ihren eigenwilligen Blick auf unsere Welt. Sie erstarrt dabei nicht in cooler postmoderner Pose mit zynischer Distanz zum Alltag, sie lässt die Dinge, Ereignisse, Menschen an sich heran und öffnet uns die Augen für eine Welt voller sonderbarer Bilder. Sie lehrt uns sehen, denn „nicht die Dinge müssen sich ändern sondern der Blick“ (Bazon Brock).
Hanswerner Kruse Fuldaer Zeitung